Strategien der Zuversicht: Wie man in Krisen optimistisch bleibt
In Krisen und Rückschlägen positiv bleiben, das schaffen einige Menschen besser als andere. Eine Bestatterin, ein Intensivmediziner und eine Suchttherapeutin erzählen, wie sie die Zuversicht nicht verlieren.
Weser-Kurier vom 21.12.2022
Von Sophia Allenstein
Lisa Schwacke
Die Bestatterin
Verstorbene aufbahren, die Körper hygienisch versorgen, Trauerende betreuen – all das gehört zu den Aufgaben von Lisa Schwacke. Die 30-Jährige arbeitet seit knapp drei Jahren im Bestattungsinstitut Trauerraum im Steintor. Tod und Trauer sind in ihrer Arbeitswoche allgegenwärtig. Wie geht man damit um, immer wieder mit Verlust und Vergänglichkeit konfrontiert zu werden? „Bei uns im Trauerraum ist es wichtig, dass Gefühle da sein dürfen. Und zwar nicht nur von den Angehörigen, sondern auch von uns“, sagt Lisa Schwacke. „Es kommt immer wieder vor, dass uns die Geschichten unserer Kunden sehr berühren und zu Tränen rühren. Und das darf auch sein.“ Empathisch sein, aber sich nicht von der Traurigkeit lähmen lassen: Das sei die große Kunst. Lisa Schwacke hat ihren eigenen Weg der Abgrenzung gefunden. „Rauszoomen“ nennt sie es, wenn sie Abstand zu belastenden Situationen bekommt, indem sie gedanklich einen Schritt zurücktritt und ihr Erlebtes in einen Gesamtzusammenhang einordnet. „Ich versuche, von außen auf die Situation zu schauen. Und mich zu fragen: Wenn jemand Unbeteiligtes sich die Situation anschaut, was würde er oder sie sagen? Wie bewerte ich diese Erfahrung in fünf Jahren?“ Suizide, die Tode von Kindern oder tragische Unfälle – Bestatter und Bestatterinnen finden sich oft in Ausnahmesituationen wieder. Sich mit Kollegen auszutauschen ist für Lisa Schwacke daher ein wichtiger Teil der Seelenhygiene. „Wir sprechen viel über die Fälle im Team. Auch um zu wissen, wo andere an ihre Grenzen stoßen“, sagt die junge Bestatterin.