18-Jährige macht Bestatter-Ausbildung

Krisensicherer Job

Die Timmersloherin Chiara Abis hat sich einen besonderen Beruf ausgewählt: Die 18-Jährige absolviert eine Ausbildung zur Bestatterin.

08.01.2021, 14:00
Von Sabine von der Decken

Borgfeld. Sie ist absolut kein Gruftie, sondern eine sehr fröhliche junge Frau, die ihren Beruf liebt. Die Reaktionen aber auf die Entscheidung von Chiara Abis, sich zur Bestatterin ausbilden zu lassen, fallen sehr unterschiedlich aus. Allen gleich ist die immer wieder gestellte Frage nach dem Warum. Mit 14 Jahren schaute die Timmersloherin mit Begeisterung die amerikanische Tragikkomödie „My girl“, deren Handlung in einem Bestattungsunternehmen spielt. „Da habe ich gemerkt, dass es den Beruf gibt“, sagt sie. Erklären kann sie es nicht, aber seitdem steht ihre Entscheidung, Bestatterin zu werden, fest.

Als sie vorschlug, das Handwerks- wie auch ihr Sozialschulpraktikum in einem Bestattungsunternehmen zu absolvieren, zeigte die Schule wenig Begeisterung. Einwände, dass es sich weder um ein Handwerk noch einen sozialen Beruf handele, ließ Chiara Abis jedoch nicht gelten und setzte sich durch. „Es ist der sozialste Beruf, den ich mir vorstellen kann“, sagt die 18-Jährige mit Vehemenz. Schon nach dem ersten Praktikum im Alter von 15 Jahren war sie sich ganz sicher. Es folgten zwei weitere Praktika à drei und vier Wochen, dann eine Woche Probearbeit in dem Bremer Unternehmen, in dem sie heute ihre Lehre absolviert. „Ich mache es gerne, weil ich in dem Beruf helfen kann und er sehr vielseitig ist“, so ihre Sicht. Für sie ist es bedeutsam, Menschen durch eine schwere Zeit zu begleiten und ihnen eine Last abzunehmen. Den oft gehörten Standardsatz: “Wenn man in dem Zusammenhang von schön sprechen kann, dann war die Trauerfeier schön“, empfindet sie als ein Lob für ihre Tätigkeit. Man mache es in erster Linie für die Lebenden, gehe dabei aber respektvoll mit den Verstorbenen um, stellt Abis fest. Den Einwand, dass sie ebenso im sozialen Bereich arbeiten könnte, lässt sie nicht gelten. Der Unterschied sei, dass eine Bestattung einen ganz besonderen Ausnahmezustand darstelle und genau das ist es, was sie reizt. Jeder trauere anders, und im Trauergespräch müsse man sich langsam und einfühlsam vorantasten, sagt sie. Bislang hielt sie sich, weil am Anfang ihrer Ausbildung, bei Trauergesprächen noch im Hintergrund. Chiara Abis liebt ihren Beruf und arbeitet sehr gerne mit den Hinterbliebenen zusammen. Und nicht nur einmal erlebte sie, dass Trauergespräche auch mit einem Lachen enden können.

Für ihre dreijährige Ausbildung wählte sie bewusst den mittelständischen Betrieb „Trauerraum“ in Bremen. Denn hier hat sie Kontakt zu den Hinterbliebenen, ist an der Überführung wie auch an der hygienischen Totenversorgung, kosmetischen Behandlung, Einkleidung, Dekoration für die Trauerfeier beteiligt und in die Büroarbeit involviert. Es ist das Gesamtpaket, das für Chiara Abis den Reiz des Berufs ausmacht. Ihr Betrieb, der die Hinterbliebenen an allen Schritten der Beerdigung teilhaben lässt, und ihr Chef seien besonders. Deshalb habe sie sich dieses Bestattungsunternehmen ausgesucht, sagt die angehende Bestatterin.

Obwohl Chiara Abis eine gute Distanz zu ihrem Berufsleben hat, nimmt sie trotzdem vieles mit nach Hause. Mit den Worten: Zu viele Informationen, blockt die Familie ihr berufliches Mitteilungsbedürfnis bisweilen ab oder verweigert sich von Zeit zu Zeit.

Während ihres ersten Lehrjahres gab es noch keinen Moment, in dem sie ihre Entscheidung für den Beruf bereut habe, sagt Chiara Abis. „Ich habe ja lange darüber nachgedacht und wusste, was auf mich zukommt.“ Mit ihrem Beruf hat sie sich einen krisensicheren Job ausgesucht. Berufskleidung muss sie nicht tragen, die einzige Kleidervorschrift sieht das Tragen dunkler, gedeckter Farben vor.

Erst seit 2003 gibt es den zu den Handwerksberufen zählenden, staatlich anerkannten Lehrberuf „Bestattungsfachkraft“. Im Bestatterverband Niedersachsen sind 425 Mitglieder organisiert.

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