Reerdigung

Die natürliche Art zu bleiben

Der Syker Heiner Schomburg würde die Reerdigung gerne als neue Beisetzungsform anbieten

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Laut Heiner Schomburg vereinigen sich bei der Reerdigung natürliche, ursprüngliche Prozesse mit grüner, modernster Technologie.
DAGMAR VOSS
Weser-Kurier Syker-Kurier 4.1.23

Syke. Natürlich, nachhaltig und Klima sowie Umwelt schützend, so sollen doch die Neuerungen sein, die das Leben hoffentlich mit sich bringt. Bei einer solchen besonderen Neuerung bringt nunmehr sogar der Tod solche Bedingungen mit sich: bei Reerdigungen. Diese sanfte Form der Bestattung ist in Deutschland zurzeit nur in einer Kapelle auf einem Friedhof in Schleswig-Holstein als Pilotprojekt möglich. Was überhaupt einmalig in Europa ist. Jedoch hat es sich Heiner Schomburg mit seinem Bestattungsinstitut „Trauerraum“ in Bremen zum Ziel gesetzt, das auch hier so bald wie möglich anbieten zu können.

Dafür hat sich der Syker ausführlich mit dieser Beerdigungsalternative auseinandergesetzt; und nennt es „eine kleine Kulturrevolution.“ Dabei vereinen sich laut Schomburg natürliche, ursprüngliche Prozesse mit grüner, modernster Technologie. Er wisse, dass diese Form des ungewöhnlichen Recyclings in den USA bei Farmern schon lange verwendet werde bei dem Umgang mit großen toten Tierkörpern. So könne man dann die entstandene Erde wieder in den natürlichen Kreislauf geben.

„Bei den herkömmlichen Beerdigungen – Erd oder Feuer – ist Umweltverträglichkeit nicht im Spiel und bis ein Körper beziehungsweise die Asche mit Sarg oder Urne zu Erde wird, kann es Jahrzehnte dauern.“ Bei einer Reerdigung kann ein Körper dagegen innerhalb von 40 Tagen zu fruchtbarer Erde werden, dank zugefügter Mikroorganismen. Der Vorgang lässt sich folgendermaßen beschreiben: Der Körper wird in einem circa 2,50 Meter großen Kokon auf Stroh und Grünschütt gebettet. Dort verbleibt er 40 Tage lang luftdicht abgeschlossen. Der Prozess wandelt den Körper und die Pflanzenmaterialien in Humus um. Das bindet einen Teil des Kohlenstoffs in der neuen Erde. Es geschieht eine dauerhafte Kohlenstoffbindung und Anreicherung von Nährstoffen im Boden.

„Die Reerdigung schafft die perfekte Umgebung, in der Mikroben und nützliche Bakterien gedeihen können“, so der Fachmann. Es werden keine Chemie und keine Zusatzstoffe verwendet. Die Mikroorganismen erzeugen Temperaturen von 70 Grad Celsius, die schädliche Krankheitserreger zerstören und den Körper, Grünschnitt, Stroh und Blumen in Humus verwandeln, der für Mensch und Pflanze unbedenklich ist.

„Wenn wir über Klimaschutz und Nachhaltigkeit reden, überdenken wir meistens unser Konsumverhalten, das Reisen und unseren Energieverbrauch. Nicht so beim Sterben.“ Bei Erdbestattungen müssen Sarg und die häufig nicht vergänglichen Innenmaterialien bedacht werden, wenn man an Verrottung denkt. Das kann dann sehr lange dauern. Bei Feuerbestattung heißt es, dass sich die Nährstoffe des menschlichen Körpers im wörtlichen Sinne in Rauch auflösen. Außerdem werden fossile Brennstoffe verbraucht, die die Umwelt belasten. Die Asche, die übrig bleibt, enthält Schwermetalle und ist keinesfalls Dünger für einen Friedhofsboden oder einen Baum in einem Bestattungswald.

„Würden wir sämtliche Feuerbestattungen durch Reerdigungen ersetzen, könnten wir zusammen jährlich Tausende Tonnen CO₂ (Kohlenstoff) einsparen“, besagt die Homepage des Bestattungsunternehmens, das in Schleswig-Holstein dieses Pilotprojekt durchführt. „Bei der Reerdigung wird kein CO₂ durch Verbrennung von Erdgas, Körper und Sarg in die Atmosphäre entlassen. Andererseits wird bei der Zersetzung viel Kohlenstoff im Humus gebunden und nicht in die Luft freigegeben“, so Pablo Metz, einer der Geschäftsführer.
Nur in Schleswig-Holstein möglich

Derzeit ist diese neue, nachhaltige und ökologische Bestattungsform also nur im nördlichsten Bundesland möglich. Man müsste den zu bestattenden Körper aktuell in einem Sarg dorthin transportieren. Bei Interesse gibt Heiner Schomburg gern weitere Auskunft. Er achtet schon lange bei den konventionellen Bestattungen auf ein mitfühlendes, individuelles und achtsames Abschiedsritual.

Die umgewandelte Erde einer Reerdigung darf gegenwärtig nur auf einem Friedhof bestattet werden. Selbst in einem Friedwald ist es aktuell verboten, dort sind nur Urnen mit Asche erlaubt. Leider seien bislang immer noch keine gesetzlichen Änderungen erfolgt, so Schomburg.

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